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19 Sep 2017

Hotelwäsche

Ein komplexes logistisches Unterfangen

Eben mal die Hoteltextilien waschen? Wenn das nur so einfach wäre. Vom logistischen Standpunkt aus betrachtet, ist Wäsche ein ziemlich komplexes Unterfangen in der Hotelbranche. Dies gilt sowohl für große als auch kleinere Hotels. Was die Effizienz betrifft, besteht grundsätzlich Verbesserungspotenzial. Rob Kimman von Blycolin weiß alles darüber…

Rob Kimman ist der Meinung, dass die Hotelbranche traditionell ausgerichtet ist: „Hoteliers möchten ihre Wäsche am liebsten jeden Morgen täglich um halb neun angeliefert bekommen. Dieses Bedürfnis entsteht häufig aus einer Gewohnheit heraus, ohne dass dies absolut notwendig ist. Parallel hierzu ist die Hotelauslastung besser zu beurteilen, was uns einen tieferen Einblick in die notwendigen Vorräte gewährt. Die diesbezüglichen Auslastungen und Fluktuationen werden nicht oder nur sehr selten an die andere Partei kommuniziert. Die Aussage „es ist viel los“ gibt uns leider keinerlei Anhaltspunkte darüber, ob ein oder zwei Frachtwagen notwendig sind und wie viele Container angeliefert und abgeholt werden müssen.“ 

Messen ist wissen

Glücklicherweise steht die technologische Entwicklung nicht still. Der RFID-Chip (Radio-Frequency Identification Chip) ist nach Aussage von Rob in naher Zukunft großflächig einsetzbar. „Wenn die Wäsche mit so einem Chip ausgestattet ist, erhalten wir einen genaueren Einblick in Abläufe und genau dies gilt für das Hotel. Wie das genau funktioniert? Die Wäsche wird gescannt, sobald sie am Hotel angeliefert wird. Dies geschieht mithilfe eines Handscanners oder eines Scanportals. Das gleiche passiert der Wäscherei. Das Hotel kann somit genau sehen, was auf dem Transportweg ist und was sich gerade in der Wäscherei befindet.“

„Von einem logistischen Standpunkt aus ist das Hotelgewerbe ziemlich komplex, insbesondere im Vergleich mit einem Supermarkt. Im Supermarkt dreht sich in der Logistik alles um den Vertrieb. Alle verkauften Waren werden stückgenau registriert, und auf Grundlage dieser Daten werden die Regale daraufhin neu bestückt und neue Waren bestellt. In einem Hotel unterscheidet sich der Wäschegebrauch jedoch bei jedem Kunden. Demnach ist die Artikelnutzung im Voraus nicht erkennbar und eine Übernachtung oder ein Check-out führt somit auch zu anderen Anforderungen seitens des Hotels.“

Kostbarer Betrieb

„Bei den Hoteliers herrscht große Begeisterung für den RFID-Chip“, so Kimman. „Das finde ich persönlich ein wenig seltsam, da dieser dem Hotel nur begrenzte Vorteile bietet. Er kostet immerhin eine Stange Geld. Einer dieser Chips kostet derzeit zwischen sechzig und siebzig Cent, was nicht im Verhältnis zum Ankaufpreis eines Großteils der Hotelwäsche steht. Gästehandtücher sind z. B. noch günstiger als der Chip selbst. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist der Chip also verhältnismäßig teuer.“

Zusätzlich hierzu sieht man sehr genau, wo die Wäscheteile aktuell im Umlauf sind – jedoch auch, wo sie verschwinden. Hotels erwarten also von seinen Wäschelieferanten, dass diese investieren. Diese  Erwartungen erfüllen wir dementsprechend. In Deutschland läuft derzeit ein Testlauf mit modernsten Chips in einem neuen Hotel und bisher sind die Ergebnisse mehr als zufriedenstellend. Wir haben diesbezüglich insgesamt 60.000 EUR investiert, was eine erhebliche Summe für Textilien darstellt …“

Höherer Qualitätsgrad

Trotz allem investiert Blycolin auch weiterhin in die technologische Entwicklung. Die Preise werden in Zukunft fallen und die Zuverlässigkeit der Chips wird sich verbessern. „Die Vorteile sind nicht abzustreiten. Das Zählen von dreißig Containern nimmt viel Zeit in Anspruch und intern erhalten Hotels einen besseren Überblick darüber, was sich gerade im eigenen Haus befindet. Zum jetzigen Zeitpunkt treffen die Hoteliers ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus, anstatt sich auf konkrete Daten zu stützen. Hier besteht somit Verbesserungspotenzial. Parallel hierzu gibt es Artikel, für die wir mit unseren Kunden vereinbaren, wie viele Male diese durch den Waschprozess laufen dürfen, wie z. B. Handtücher. Wenn sich ein Hotel dazu entscheidet, die Artikel nach dem Erreichen der festgelegten Durchläufe aus dem Umlauf zu nehmen, dann ist dies mithilfe des RFID-Chips sehr gut umsetzbar. Der Qualitätsaspekt wird hierdurch erhöht.“ so Kimman.

Die Aussage „Es ist viel los“ gibt uns leider keinerlei Anhaltspunkte darüber, ob ein oder zwei Frachtwagen notwendig sind und wie viele Container angeliefert und abgeholt werden müssen!

Multifunktionale Container

Nicht jedes Hotel ist gleich und auch Blycolin sieht sich dieser Tatsache gegenübergestellt. „Ein Hotel in einem älteren Gebäude im Zentrum einer Stadt stellt andere logistische Ansprüche als ein modernes Hotel mit einer Laderampe. Wir passen uns jeder individuellen Situation an. In Belgien zum Beispiel arbeiten wir mit einem Hotel zusammen, dessen Container zugleich als „Dienstwagen“ für das Housekeeping eingesetzt werden. Hier haben wir den traditionellen Aluminium-Wäschecontainer durch einen modernen Wäschewagen aus Kunststoff ersetzt. Auch wenn es für diesen Fall ideal ist, gilt das nicht für alle Hotels, wie beispielsweise für solche, die Gänge mit Treppen besitzen. 

Zudem gibt es auch Hotels, die wir jeden Tag beliefern, da dort nur begrenzt Lagerraum vorhanden ist, während wir anderen Hotels nur einmal in drei Wochen beliefern. Aufgrund ihrer höheren Frequentierung und der Größe dieser Einrichtungen müssen wir Hotels, die sich in größeren Städten befinden, häufiger besuchen. Die der Wäsche zugrundeliegenden logistischen Abläufe sind weitaus umfangreicher, als mancher Hotelier denkt.

Bademattenindex

Blycolin kann anhand der Wäsche sehen, wie gut die Hotelbetriebe in bestimmten Regionen laufen. Mit der Badematte als Maßstab kann ein Wäscheexperte einen sogenannten „Bademattenindex“ für den Hotelbetrieb erstellen. Rob Kimman muss diesbezüglich ein wenig schmunzeln, bestätigt dies jedoch: „Natürlich besuchen wir viele Hotels und sehen, welches Wäscheangebot dort herrscht. Wenn sich das Wäscheaufkommen eines Hotels von 32 auf 20 Schmutzwäschecontainer verringert, dann lässt sich daraus auf die Zimmerauslastung des Hotels schließen. Ich selbst sehe die Badematte als idealen Maßstab. An der Badematte können Sie immer sofort erkennen, ob ein Hotelzimmer häufig frequentiert wird oder nicht. Die Anzahl der Badematten sagt viel darüber aus, wie viele Zimmer in einem Hotel belegt sind.“

Ob er diesbezüglich bestimmte Trends sehen kann? „Die Anzahl der Hotels und Langzeitübernachtungsmöglichkeiten sind in den letzten Jahren explosionsartig angestiegen – in Deutschland aber auch in den Niederlanden. Für Amsterdam zum Beispiel sehe ich dies teilweise schon als ein „Überschwappen“, wo die Möglichkeiten für neue Hoteleinrichtungen mittlerweile ziemlich ausgereizt sind.“