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11 Jun 2015

MaxTex Forum

MaxTex Forum 2015

 

Berlin, 10. Juni 2015 – Im Vorfeld der MaxTex-Mitgliederversammlung trafen sich am 2. Juni auf Einladung des MaxTex-Präsidiums fast 40 Repräsentanten aus Politik, Unternehmen, NGO´s und Verbänden zum MaxTex-Forum mit dem Titel: „Initiativen – Staat – Unternehmen – Endverbraucher / Transparenz und Nachhaltigkeit in der textilen Lieferkette ist nur gemeinsam zu stemmen!“

Die von hochkarätigen Gästen besuchte Veranstaltung fand im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin statt. Hervorragenden Weitblick gab es daher für die Teilnehmer nicht nur aus dem 11. Stock des BMZ auf die pulsierende Bundeshauptstadt, sondern auch durch die zahlreichen Vorträge und eine anschließend äußerst interessante und lebhafte Podiumsdiskussion.

Die Begrüßung der Gäste durch MaxTex-Präsident Ralf Hellmann (Dibella), sowie den Vizepräsidenten Guido Töpfer (MIP Europe) und Diederik Janssen (Unifi) erfolgte entsprechend der internationalen Ausrichtung von MaxTex in deutscher, englischer, französischer und holländischer Sprache. Im weiteren Verlauf übernahm MaxTex-Geschäftsführer Gerhard Becker die Moderation durch die Veranstaltung und die abschließende Podiumsdiskussion.

MdB Thomas Silberhorn mit überzeugendem Auftritt zum Thema Aktionsbündnis und Nachhaltigkeit

Mit Spannung wurde der Beitrag des Parlamentarischen Staatssekretärs im BMZ, Thomas Silberhorn erwartet. In einem interessanten Vortrag machte er insbesondere deutlich, dass die Arbeit des BMZ in keiner Weise auf Gesetzgebungen beruht, sondern auf unzählige bi- und multilaterale Projekte, getragen durch die jeweiligen Partnerländer, NGO´s und vor allem unzählige Initiativen.

Er ging auf die kürzlich geänderten Voraussetzungen des Textilbündnisses ein, die zu breiter Zustimmung bei Verbänden und Unternehmen führen sollen. Präzisiert wurde dabei die Frage nach der Art und Weise einer verbindlichen Zielverfolgung und wie die Inhalte transparent gestaltet und überprüft werden können.

Des Weiteren wurde auf die Transparentmachung der textilen Lieferkette durch das kürzlich veröffentlichte Vergleichsportal „Siegelklarheit“ eingegangen. Thomas Silberhorn bedankte sich ausdrücklich für das Engagement von MaxTex als einer der Institutionen der ersten Stunde im Bündnis für nachhaltige Textilien.

Auf die Balance kommt es an – Öffentliche Beschaffung und Nachhaltigkeit

Klare Botschaften kamen von Guido Töpfer, Vizepräsident MaxTex und Geschäftsführer von MIP Europe, einem der führenden Anbieter für Textilien im Gesundheitswesen.

Er forderte die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf, die richtige Balance zu finden. Also nicht nur zahlreiche Schritte in Richtung Regulierung zu gehen, sondern als öffentliche Hand auch mit gutem Beispiel voran zu gehen und die Nach­haltigkeit von Textilien bei der öffentlichen Beschaffung stärker zu berücksichtigen. Die bereits in 2014 ergangene EU-Richtlinie zu diesem Thema fordere alle Mitgliedsstaaten auf, ge­eignete Maßnahmen zu treffen. In der Realität werde dies jedoch noch viel zu zögerlich umgesetzt. Oft aus der unbegründeten Angst heraus, nicht genug nach­haltige Bieter zu finden oder deutlich erhöhte Preise zahlen zu müssen.

Guido Töpfer plädierte dafür die Nachhaltigkeit nicht als Eignungskriterium oder Vertragsbedingung aufzunehmen, sondern als Teil der Bewertungs­matrix. Denn nur dies gewährleiste, dass es einen Wettbewerb um das nachhaltigere Angebote gebe. Und Wettbewerb habe noch immer die besten Ergebnisse gebracht.

Auf klare Zustimmung traf sein Hinweis, große Teile der öffentlichen „Beschaffung“ von Textilien erfolgten gar nicht über den Einkauf von Textilien, sondern über deren Miete z.B. bei Berufskleidung und Krankenhauswäsche. Es sei daher nur logisch auch bei der Miete von Textilien deren Nachhaltigkeit – neben der des Textilservice-Unternehmens – einzufordern und bei der Vergabe zu berücksichtigen.

Dass die Sorge, es gebe keine nachhaltigen Textilien bzw, diese seien dramatisch teurer weitgehend unbegründet ist, könne man am Produkt­programm der bei MaxTex enga­gierten Unternehmen erkennen. Wenn es an etwas fehle, dann an entsprechender Nachfrage aus dem Markt. Hier wäre eine Selbstverpflichtung der öffentlichen Hand ein starkes und begrüßenswertes Signal, das die Balance aus Fordern und Fördern wieder herstelle.

Über den Tellerrand geschaut – Erstaunliche Erfolge der Veranstaltungswirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit

Was im Bereich öffentlicher Beschaffung offensichtlich noch einiger Anstrengungen der Akteure erfordert, wird in Teilen der freien Wirtschaft bereits kräftig gelebt. Joachim König, Präsident des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren / EVVC und hauptamtlich Direktor des Hannover Congress Centrums / HCC, gab in seinem Vortrag beeindruckende Einblicke in die Strukturen einer Branche, die bei einem Gesamtumsatz von jährlich ca. 66 Mrd. € auch in Sachen Nachhaltigkeit ein deutliches Wort mitreden kann.

Fairpflichtet – right and fair nennt sich der Nachhaltigkeitskodex, dem sich die Mitglieder des EVVC verschrieben haben. Bestehend aus Leitlinien für die Veranstaltungsorganisation bis hin zu Leitsätzen für die verpflichtende Implementierung nachhaltigen Handelns in die Unternehmensprozesse der 750 Mitgliedsunternehmen des EVVC. Nicht unbedingt selbstverständlich und daher umso beachtenswerter ist die Tatsache, dass sich dieses Selbstverständnis ungeschmälert in den Strukturen des Verbandes wiederfinden.

Best Practice der TVU Leutershausen – erfolgreiche Unternehmensführung und Nachhaltigkeit in der textilen Lieferkette funktioniert

Mit reichlich Selbstbewusstsein, unprätentiös und bodenständig stellte der Geschäftsführer der Textilveredelungsunion TVU, Hans Hausner, das Unternehmen aus dem fränkischen Leutershausen vor. Die Ursprünge des stets in Familienbesitz befindlichen Unternehmens reichen bis Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück, als Garne noch in offenen Trögen gefärbt wurden. Seitdem hat sich das Unternehmen nicht nur zu einer bedeutenden Garnfärberei, sondern auch zu einem führenden Garnhandelsunternehmens entwickelt. Das dabei die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit stets im Mittelpunkt stehen, unterstützt die auch von MaxTex immer wieder aufgezeigte These, dass wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind. Im Gegenteil! Hans Hausner sieht den außergewöhnlichen Unternehmenserfolg genau in diesem Nachhaltigkeitsmix aus Umweltschutz, Ressourcenschonung, sozialer Verantwortung für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, gesellschaftliche Verantwortung für die Standortgemeinde und einem fairen Umgang Lieferanten und Kunden gleichermaßen. Höchstmögliche Reinigung von Abwasser, die Versorgung öffentlicher Gebäude der Gemeinde mit Wärme aus dem firmeneigenen Pelletkraftwerk und optimale und umweltschonende Färbemethoden sind nur einige Beispiele für Best Practice in Reinform und handfeste Beweise für das, was möglich ist.

Dem Endverbraucher auf der Spur – ergebnisorientierte Podiumsdiskussion krönt die MaxTex-Veranstaltung

„Wege zum Endverbraucher – der Entscheider in der textilen Lieferkette?“ lautete die Frage bei der abschließenden Podiumsdiskussion. An ihr nahmen Ralf Hellmann/Dibella, Rolf Heimann/Hessnatur Stiftung, Jan Lamme/Lamme Textile-Management und Robin Cornelius/Switcher/Respect Code teil.

Zunächst wurde das überaus überzeugende Engagement von Hessnatur für Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft durch Gründung der gleichnamigen Stiftung in der Runde thematisiert. Die überaus erfolgreiche 40 jährige Unternehmensgeschichte des Hauses Hessnatur und die Erläuterungen durch den Stiftungsbeauftragten Rolf Heimann ließen die Teilnehmer zum Thema „Best Practice“ überleiten. Sehr schnell fanden sich Beispiele, bei denen das Zusammenspiel vom Angebot nachhaltiger Produktlösungen auf der einen Seite mit einer nachhaltig ausgerichteten Unternehmensstrategie auf der anderen Seite zusammen kommt und gemeinsam zum Erfolg führt. Dabei erscheint es weniger relevant, ob der Textilservice oder der Textillieferant mit dem Unternehmen in Geschäftsbeziehung tritt. Beispiele dazu konnten sowohl Jan Lamme als auch Ralf Hellmann beisteuern. Dass Transparenz eine wichtige Rolle spielt, besonders im B2C-Geschäft, also beim Kaufverhalten einzelner Endkunden im Fashion-Bereich, wurde durch Beiträge von Robin Cornelius deutlich, der als erfolgreicher Gründer von Switcher und „Vater“ des Respect Code ein Gespür für den Markt entwickelt hat. Transparenz und das Aufzeigen von Best Practice-Beispielen, darüber waren sich alle Teilnehmer einig, sind wichtige Mittel zur Durchsetzung von mehr Nachhaltigkeit.

Wie sagte eine Teilnehmerin zum Schluss: „Tolle Location, starke Veranstaltung – beide mit Weitblick und dazu weitreichende Erkenntnisse!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.